Nationale Informationsstelle zum KULTURERBE NIKE

Auch in Chur lieferte seit alters her das Wasser die nötige Antriebskraft für Gewerbebetriebe. Weil die Plessur selbst zu unregelmässig floss, wurde spätestens seit dem 12. Jahrhundert im Sassal, unterhalb des heutigen Elektrizitätswerks, Wasser abgeleitet. Mühlen, Sägereien, Gerbereien und andere Betriebe inner- und ausserhalb der Stadtmauern nutzten die Mühlbäche.

Der vereinigte Mühlbach teilt sich hinter der Remise der Arosa-Bahn bei der kantonalen Turnhalle. Der Obertorer Mühlbach überquert auf einem Aquädukt die Plessur und fliesst über Türligarten, Zollhaus, Welschdörfli, Sägenstrasse und Pulvermühle in den Rhein.

Unterhalb des bischöflichen Hofs vorbei, unter Post- und Alexanderstrasse hindurch zur ehemaligen «Schoggifabrik» und weiter via Rheinmühle fliesst der Untertorer Mühlbach in den Rhein.

Früher speisten die Mühlbäche die offen fliessenden Stadtbächlein, besorgten die Abwasserbeseitigung, spendeten Wasser zum Löschen von Bränden sowie zum Bewässern der Felder und füllten bei Bedarf den Stadtgraben. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in Chur eine kleine Zahl von Industriebetrieben. Auch sie nutzten die Wasserkraft und siedelten sich deshalb längs der beiden Mühlbäche an. Später ersetzten einige Fabriken ihre Wasserräder durch die effizienteren Turbinen. Erst mit dem Aufkommen von starken Elektromotoren und billigem Strom wurde der Standort am Mühlbach nicht mehr obligatorisch.

Heute fliessen die Mühlbäche grösstenteils unterirdisch. Nur auf kurzen Strecken sind sie noch zu sehen, vor allem am Anfang und am Ende ihres Laufes. Im geschlossenen Siedlungsgebiet sind sie meist durch Gewölbe und Röhren geleitet worden. Von den ursprünglichen Einrichtungen für Gewerbe und Industrie sind nur noch Reste zu sehen.