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Lust machen aufs Kulturerbe
Ein Filmprojekt über die Unesco-Welterbestätten in der Schweiz

Elf Welterbestätten gibt es in der Schweiz, zu jeder sollen neun Minuten Film entstehen ? am Ende ergibt das die Gesamtlänge eines Spielfilms. Das zeigt deutlich die Dimension und Bedeutung des Filmprojekts der Unesco. Die Filme sollen informieren, sensibilisieren, werben, den Zugang zu Kultur und Natur vereinfachen, kurz Lust machen, die Orte selber zu besuchen. Das ist keine einfache Aufgabe, zumal der Anspruch deutlich über eine touristische Promotion hinausgeht. Die «Postkartenperspektive» ist es gerade nicht, die in den Filmen eingenommen werden soll, der Blick soll tiefer gehen, hinter die Kulissen. Für den Dokumentarfilmer Fabian Wegmüller liegt darin eine Qualität des Mediums: «Film wirkt sehr sinnlich, deswegen üben bewegte Bilder eine starke Anziehungskraft aus. Das allein hilft schon, den Zuschauern Zugang zu verschaffen, ihnen gewissermassen eine Tür zu öffnen.»

Der Filmer zeigt sich im Gespräch selber fasziniert von den Drehorten und ihrem Gehalt an Kultur, Geschichte und Natur. Die von ihm besuchten Orte hätten eine deutlich spürbare Authentizität. Diese erlebt er beispielsweise in der Tatsache, dass im Codex Abrogast der älteste noch erhaltene Vorfahr eines jeden deutschen Textes greifbar ist ? bis hin zu den Zeilen dieses Artikels. Oder im Umstand, dass das Benediktinerinnen-Kloster St. Johann in Müstair (GR) mit seinem Freskenzyklus aus karolingischer Zeit (8./9. Jahrhundert) noch immer als Kloster dient und betrieben wird. «Wenn es gelingt, die eigene Faszination im Film zum Ausdruck zu bringen», so Wegmüller, «dann gelangt man automatisch zu Bildern, die nicht den gängigen Stereotypen entsprechen. Dann wird der Autor spürbar und es ergibt sich ein Zugang, der im selben Sinn echt ist, wie es die gezeigten Welterbestätten sind.»

Das Ziel des Filmprojekts der Unesco kann man mit dem Begriff Inwertsetzung umschreiben. Kulturerbe kann mittels Forschung, Restaurierung, (Um-)Nutzung oder Präsentation in Wert gesetzt werden ? das jeweilige Vorgehen richtet sich allenfalls an unterschiedliche Publika. Ziel ist immer, dass möglichst viele Menschen daran teilhaben können, von der Wissenschaftlerin zum Restaurator, von der Besitzerin zum breiten Publikum der Nutzenden oder auch nur der Betrachtenden. Der Zugang zur Öffentlichkeit erfolgt dabei stets über Vermittlung. Die Unesco-Filme sind ein gutes Beispiel dafür. Sie zeigen, dass Vermittlung nicht nur über trockenes Faktenwissen erfolgen muss, sondern auch, und in stärkerem Mass, auf einer sinnlichen Ebene erfolgen sollte. Neugierig machen, faszinieren: Es sollen Emotionen angesprochen und ausgelöst werden ? die jedermann zur Verfügung stehen, unabhängig von (Schul-) Bildung und Intelligenz. Denn alle Menschen haben Anteil am kulturellen Erbe. Wenn auch die Meisten lediglich auf ideeller Ebene, so sind doch alle Mitbesitzer des Kulturguts. Es ist die Basis von uns allen gemeinsam und geht uns somit alle an ? und das stärker im Alltag als man gemeinhin vermuten würde. Dieses Gemeinsame ist eine Basis für Verständigung und Zusammenhalt untereinander, für jegliche Form des Zusammenlebens als Gemeinschaft. Die mit der Erhaltung des Kulturerbes betrauten Personen, leisten diese Arbeit stets anwaltschaftlich, im Auftrag der Gemeinschaft ? das gilt auch für die Unesco.

Bild: Boris Schibler

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