Nationale Informationsstelle zum KULTURERBE NIKE

«Giesserei Chur» steht auf vielen Schachtdeckeln in Graubünden. Am Mühlbach im Welschdörfli – inzwischen ungenutzt, zugedeckt und nur über eine Dole als Rauschen vernehmbar – hatte die Giesserei 1892 ihre Anfänge genommen.

Der Künstler Christian Ratti hat 2007 anlässlich von «chur_interveniert» recherchiert und Dolendeckel-Stadtführungen angeboten. Mit detailfreudigem Blick spazierte man von Deckel zu Deckel: Weshalb sind die meisten Deckel rund? Was verraten die Inschriften? Welcher Rost ist selbstblockierend und klapperfrei? Bald darauf verschwanden mehrere der besuchten Eisendeckel, denn 2007 wurden die Asphaltbeläge der Altstadt durch Pflastersteine ersetzt. Einige hundertjährige Deckel blieben jedoch erhalten, meist in Zonen, wo die ursprünglichen Pflastersteinbeläge noch vorhanden waren. Hier geniessen Dolendeckel vielleicht etwas Schutz.

Erzählt man in Zürich von der Giesserei Chur, wird gestaunt, dass sich diese Industrie in Graubünden hat halten können. In Zürich, dem ehemals am stärksten industrialisierten Kanton der Schweiz, werden heute keine Dolendeckel mehr gegossen. Mit dem Stilllegen von Industriebetrieben – bei gleichzeitigem Bauboom – stellt sich immer häufiger die Frage nach deren Schutzwürdigkeit. Hinter dem Begriff «Industriekultur» stehen Bemühungen, nicht nur Gebäudehüllen, sondern auch Maschinen zu erhalten und diese öffentlich zugänglich zu machen.