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2007

Unterägeri

Besichtigung Chalet «Bergfrieden»

© Kantonale Denkmalpflege Zug, Christoph Affentranger 1998

 

Das «Chalet suisse» oder das «Schweizer Haus» ist eines der erfolgreichsten Schweizer Exportprodukte vorab des 19. Jahrhunderts. Der Begriff «Chalet» wurde erstmals 1328 quellenkundig, doch in den allgemeinen französischen Sprachgebrauch fand er erst 1723 Eingang. Mit Chalet wurde damals ein primitiver Unterstand in den Alpen bezeichnet. Ende des 18. Jahrhunderts entstand als Folge der Verherrlichung des einfachen, unverfälschten Lebens, wie es Rousseau in seinem Roman «La Nouvelle Héloïse» mit der Schweiz explizit als Vorbild beschrieb, in den Pärken Versailles für Marie Antoinette ein einfaches Bauerndorf, das der Königin als Spielplatz diente. Daraus wurde eine europäische Mode, die schnell einmal mit echten Häusern nicht mehr zu befriedigen war.

 

 

 

Schweizer Holzbauunternehmer entwickelten in der Folge Musterbücher, anhand derer aus Elementen der Blockbauarchitektur des Berner Oberlands und des angrenzenden Waadtlands Häuser entstanden, die mit den Originalen nicht mehr allzu viel gemein hatten. Die Häuser wurden für eine urbane Kundschaft entworfen, mit städtisch proportionierten Räumen, mit Salons und Veranden, in passende Parklandschaften hineingestellt. Die Bauteile konnten industriell vorfabriziert werden. Die Blöcke wurden also nicht mehr mit dem Beil behauen, sondern mit Gattersägen gesägt.

 

 

 

Dekorationen, die einst direkt in die Blöcke geschnitzt wurden, wurden nun aus Brettern ausgesägt und auf die Fassaden «geklebt». Der «Chalet-Stil» hat im Verlaufe der Zeit immer wieder technologische und ökonomische Entwicklungen aufgenommen. Die Konstante des Stils über inzwischen rund 200 Jahre ist dessen «Benutzung» als Projektionsfläche vom Traum eines ländlichen, naturnahen Lebens durch eine bürgerlich urbane, industrialisierte Gesellschaft.

 

 

 

Das Chalet «Bergfrieden» wurde 1908 für Ernst Iten-von Sury an seinem heutigen Standort errichtet. Das Haus soll zuvor an einer Weltausstellung gezeigt worden sein, evt. 1906 in Mailand, möglicherweise auch 1904 in St. Louis oder 1905 in Lüttich. Das Haus ist in vielen Details typisch für die «Stilrichtung» Chalet, wie er um die Jahrhundertwende, mit dem aufkommen des «Heimatstils», gebaut wurde. Es steht in einem kleinen Park mit Steingarten, geschweiftem Zugangsweg und Gartenhaus. Bis auf die Fussbodenhöhe des Obergeschosses ist das Haus aus Sandsteinen im Zyklopenverband gemauert. Darin eingelassen ist ein polygonaler Erker aus Holz. Das Ober- und das Dachgeschoss mit Satteldach wurden in Blockbauweise errichtet. Ein grosszügiges Treppenhaus mit Eckverglasung bildet bereits ein Vorbote der Architektur der Moderne. Original sind die Holzdecken und vermutlich die Parkettböden, die Doppelverglasungsfenster und teilweise die Zentralheizkörper. Weitere Besonderheiten im Inneren sind eine Gipsdecke mit Neurokoko-Bemalung (Eckkartusche mit Landschaften, darunter eine Gletscherpartie und ein orientalisches Meerstück).

 

 

8.9.2007 | 13, 14.30 und 16 Uhr

Ab Treffpunkt Bustransport oder individuell, ab Zug per Bus Nr. 1 bis Oberägeri, Haltestelle «Buechli» oder «Lohmatt»

 

Führung durch Christoph Affentranger Dipl. Arch. ETH/SIA, Architekt, Fachjournalist

 

Amt für Denkmalpflege und Archäologie

 

Hofstrasse 15

 

6300 Zug

 

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