2005
Arbon
In den Jahren 1860–1910 verzehnfachte das stürmische Wirtschaftswachstum die Einwohnerzahl von Arbon und machte die Bodenseegemeinde zur grössten Siedlung des Kantons. In der Folge wurde wiederholt der Schulraum knapp. Bis zur Jahrhundertwende wurden ausserhalb der Altstadt, direkt neben der Stadtmauer drei neue Schulhäuser in unmittelbarer Nähe zueinander erstellt.
Als erstes wurde 1872 das Promenadenschulhaus gebaut, welches man bereits neun Jahre später um ein Stockwerk erhöhen und 1907 nochmals erweitern musste.
1883 folgte das Turnhallenschulhaus. Dem schnell wachsenden Platzbedarf wurde 1900 mit dem Bau des Rebenschulhauses begegnet. Der Architekt Severin Ott-Roniger setzte die damaligen Bestrebungen nach verbesserter Hygiene durch viel Licht und Luft um, indem er den Komplex mit grossen Fenstern und hohen Räumen ausstattete. Ott realisierte in Arbon noch weitere Projekte. Von ihm stammen die Umgestaltung des Vorderen Schlosses, der «Posthof», das Wohn- und Geschäftshaus an der Romanshornerstrasse 4 und der Verwaltungsbau des Kantonalen Elektrizitätswerks an der Bahnhofstrasse.
Im Mai 1965 zerstörte ein Brand Dach und oberstes Geschoss des Rebenschulhauses. Beim Wiederaufbau verzichtete man auf das markante steile Giebeldach und verunstaltete den Baukörper mit einem asymmetrischen Pultdach. Glücklicherweise erlaubten die Kosten nicht, dem damaligen Geschmack entsprechend die Fassade durch Abschlagen der Verzierungen zu vereinfachen.
Die Einrichtung von drei Oberstufenzentren bot Ende der 1990er Jahre die Gelegenheit, die frühere Bausünde rückgängig zu machen. Das Schulhaus wurde 1997–1999 ausgebaut, und dank der unerwartet wieder aufgefundenen Originalpläne konnte das Dachgeschoss äusserlich perfekt rekonstruiert werden.
Die Erweitungspläne der Volksschulgemeinde sahen anfänglich vor, das Turnhallenschulhaus einem Neubaukomplex zu opfern. Inzwischen ist diese Gefahr gebannt. Die einst heruntergekommen wirkende 120-jährige Liegenschaft wurde in den letzten zwei Jahren innen wie aussen sanft renoviert. Anstelle der Schulzimmer wurden Räume für Lehrer und die Schulleitung eingerichtet; im Erdgeschoss wird noch Werken unterrichtet.
Zusammen mit dem Ende der 1980er Jahren modernisierten Promenadenschulhaus besitzt Arbon ein schönes Ensemble historischer Schulhausbauten. Diese «Schulhausfamilie» repräsentiert dank der bis auf den heutigen Tag unveränderten Nutzung auf lebendige Weise das für das Städtchen so wichtige 19. Jahrhundert.
11.9.2005
Stadtverwaltung Arbon
Hauptstrasse 12
9312 Arbon
Denkmalpflege des Kantons Thurgau
Ringstr. 16
8500 Frauenfeld