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2005

Arbon

Bohlenständerhaus

© Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau

Mit dem so genannten Bohlenständerhaus besitzt Arbon einen äusserst raren Zeugen des mittelalterlichen Hausbaus.

 

 

 

Der heute gängige Name der Liegenschaft verweist auf seine Konstruktionsweise: Auf dem gemauerten Erdgeschoss steht der nach einem raffinierten Baukastensystem errichtete zweigeschossige reine Holzaufbau. Zwischen senkrecht stehenden genuteten Balken (Ständer) wurden dicke Wandbretter (Bohlen) eingelassen. Dieser Gebäudetyp war in den Städten des Mittelalters sehr verbreitet; nur wohlhabende Bürger vermochten sich Steinbauten zu leisten. Bohlenständerhäuser waren nicht nur weniger teuer, sondern sie konnten auch demontiert und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Als nachteilig erwies sich die erhöhte Brandgefahr, die von diesen Bauten ausging. Die verheerende Wirkung der Feuersbrünste in mittelalterlichen Städten hatte nicht zuletzt die grosse Zahl an Holzhäusern als Ursache. In der Folge wurden ab dem Spätmittelalter die Stadthäuser zunehmend aus Stein errichtet oder die Holzbauten verputzt; die Bohlenständerbauten verschwanden allmählich aus dem Stadtbild. Dieser als «Versteinerung» bezeichnete Prozess dauerte bis ins 18. Jahrhundert.

 

 

 

Das in Arbon stehende Haus wurde im ausgehenden 15. Jahrhundert errichtet, wobei Teile der Grundmauern aus der Zeit um 1300 stammen. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Bohlen einzelner Wände durch Riegel ersetzt, kleinere Bauten angefügt und der Dachstuhl neu konstruiert; die Grundstruktur blieb jedoch erhalten. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts blieb das Haus an der Schmiedgasse 5 weitgehend unverändert. Als der Architekt Werner Künzler 1976 die Liegenschaft erwarb, präsentierte sie sich in heruntergekommenem Zustand. Dass es sich um einen sehr alten Bau handelte, vermutete man schon damals. Die geplante Renovation gab Anlass für eine gründliche bauhistorische Untersuchung. So konnte anhand von Holzproben als Fälldatum das Jahr 1471 eruiert werden. An einen Abbruch war nicht zu denken. Der neue Eigentümer, der noch andere historische Liegenschaften in Arbon besitzt, arbeitete sodann ein ungewöhnliches Umbauprojekt aus, das 1987/1988 realisiert wurde.

 

 

 

Die relativ grossen Anteile an ursprünglicher Substanz erlaubten, das Gebäude annähernd in den Zustand zur Zeit seiner Errichtung zurückzuführen. Mit dem Einbau von Wohnungen bleibt das Gebäude wie seit über 500 Jahren auch in Zukunft Wohnhaus. Um den Originalbau zu schonen, wurde ein beträchtlicher Aufwand betrieben: Das Treppenhaus wurde in einen Neubau im Hinterhof verlegt und für die Küche rekonstruierte man das ehemals in die Gasse hinaustretende Fachwerktürmchen. Die Fenster und Klappläden sind zwar neu, doch wurden sie nach originalen Belegstücken rekonstruiert. Im Innern konnte die alte Raumeinteilung beibehalten und eine prächtige gewölbte Balkendecke bewahrt werden.

 

 

 

Das renovierte Bohlenständerhaus erfüllt mit seinen zahlreichen Details eine didaktisch wichtige Rolle: die Vermittlung authentischer Alltagsgeschichte des Mittelalters.

11.9.2005

Stadtverwaltung Arbon

 

Hauptstrasse 12

 

9312 Arbon

 

 

 

Denkmalpflege des Kantons Thurgau

 

Ringstr. 16

 

8500 Frauenfeld

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