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Mythos Gotthard im Alltagstest

Die eindrucksvolle Sage um den Bau der «Teufelsbrücke», der Überwindung der Schöllenenschlucht, begründet das Narrativ des Gotthard-Mythos. Dabei ist der Gotthard ein Passübergang wie viele andere auch. Einzigartig wurde er erst mit dem Bau der Gotthardbahn: Die Reise in den Süden reduzierte sich von mehreren anstrengenden Tagen auf wenige komfortable Stunden.

Die Alpenquerungen erschlossen die oberitalienischen Märkte und begründeten im Spät-mittelalter in weiten Teilen der Schweiz die Umstellung von der Subsistenzwirtschaft auf die Viehzucht. Dies zog einen weitreichenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel nach sich. Die Gotthardbahn wälzte dann Ende des 19. Jahrhunderts die an der Bahnstrecke gelegenen Dörfer um, allen voran Erstfeld. Der Lokomotivdepot-Standort erreichte in den 1880er-Jahren fast die Grösse Altdorfs. Die Gotthardbahn förderte ihre Arbeiterschaft mit Sozialbauten wie etwa einer Turnhalle, einem Gesellschaftshaus und einer eigenen Schule. Die Architektur dieser Bauten verlieh dem Ortsbild von Erstfeld innerhalb weniger Jahre städtische Qualitäten. Dies prägte das Selbstverständnis und das Selbstbewusstsein der neuen Bewohner.

Die Modernisierung der Bahn, allen voran die Elektrifizierung im Jahr 1920, brachte erneut Veränderungen. Zahlreiche Berufsgruppen verschwanden: Heizer, Bremser, Weichenwärter etc., das Eisenbahnerdorf wandelte sich wieder. Mit dem NEAT-Basistunnel wurde das vorerst letzte Kapitel geöffnet: Die internationalen Bahnlinien halten nun nicht mehr in Erstfeld, dafür sollen die NEAT-Bauten Touristen anziehen. Wie sich das auf das Dorf auswirken wird, bleibt abzuwarten.


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