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Ein etwas anderes «Wahlkarussell»

Kumulieren, panaschieren, Wahltaktik, die Nacht der langen Messer ? im 17. Jahrhundert beschäftigten andere Themen die Wählerschaft, wenn es darum ging, bestimmte Ratsmitglieder und Behörden zu wählen. Zur Zeit des Ancien Régime waren es Korruption, Intrigen und Stimmenkauf, denen man vor allem einen Riegel schieben wollte. Dafür wurde die Methode der «heimlichen», oder «venezianischen» Wahl eingeführt. Die Idee kam aus den grossen italienischen Städten und wurde in der Eidgenossenschaft alsbald in Basel, Bern, Solothurn, Zürich sowie, etwas später, in Freiburg/Ue. praktiziert.

Es handelte sich dabei um die Wahlmethode der Kugelung oder Ballottage. In eine Wahlurne mit mehreren Fächern, das sogenannte Trückli, wurden kleine Metallkügelchen, die Ballottes, eingeworfen. Dabei war jedes Fach einem Kandidaten zugeordnet. Waren alle Kügelchen eingeworfen, öffnete man die Fächer und zählte nach. Der Kandidat mit den meisten Kügelchen hatte die Wahl gewonnen. Damit nun aber keine Mauscheleien möglich waren, wurde blind gewählt: Der Wähler wusste nämlich nicht, welchem der Kandidaten er seine Stimme gab. Der Name des Kandidaten befand sich, auf einen gefalteten Zettel geschrieben, im Fach, welches auch die Stimmenkügelchen aufnahm. So konnte erst nach der Auszählung eruiert werden, wer die meisten Stimmen bekommen hatte.

Es verwundert nicht, dass diese Trückli nicht selten mit religiösen Darstellungen reich verziert waren. Denn bei der Zufallswahl sollte Gott höchstpersönlich für einen guten Wahlausgang sorgen. Das Ziel der Methode wurde erreicht: Korruption war nunmehr unmöglich. Andererseits bestand für die Gewählten keinerlei Ansporn, ihr Amt auch gut auszuüben, da dies bei einer nächsten Wahl nicht ins Gewicht fiel. Da bietet der kommende Wahlherbst schon bessere Möglichkeiten.

 

Bild: Bernisches Historisches Museum (Inv. 26196)

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