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Prähistorische Siedlungsreste in Seen und Mooren: ein aussergewöhnliches kulturelles Erbe unter Wasser

Die Seeufersiedlungen des Alpenraumes, in weiten Kreisen auch als «Pfahlbauten» bekannt, zählen zu den bedeutendsten archäologischen Kulturgütern Europas. Sie stammen aus der Zeit zwischen 4300 und 700 v. Chr. Die Fundschichten befinden sich unter Wasser, entweder in Seen, Flüssen oder Mooren. Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze, die auf den Abbau von organischem Material spezialisiert sind, können hier nicht überleben. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Funde in den Seeufersiedlungen hervorragend erhalten sind. Architekturteile und Musikinstrumente, Wagenräder, Pflüge und Joche aus Holz, Werkzeuge aus Geweih oder Knochen, Vorratsgefässe aus Rinde und die ältesten Textilien Mitteleuropas machen die herausragende wissenschaftliche Bedeutung der Pfahlbauten aus. Ohne Übertreibung können die Pfahlbauten als eine der Ikonen der europäischen prähistorischen Forschung bezeichnet werden. Etwa 750 Fundstellen werden heute unter dem Begriff «Pfahlbauten» zusammengefasst, 450 davon befinden sich in der Schweiz.

 

Die Siedlungsreste in Seen, Flüssen und Mooren des Alpenvorlandes werden seit mehr als 150 Jahren erforscht. Zahlreiche Objekte wurden bereits im 19. Jahrhundert mit primitiven Methoden aus Seen und Feuchtgebieten geborgen. Eine modernen Ansprüchen genügende Dokumentation der Ausgrabungen setzte jedoch erst nach 1970 ein. Die grossen Bauprojekte der 1970er-Jahre machten jedoch das Dilemma der Archäologie zum ersten Mal in aller Schärfe deutlich: Der Zuwachs von archäologischem Wissen zerstört permanent die eigenen, nicht reproduzierbaren Quellen. Die aktuelle Bedrohung der Pfahlbauten besteht an den grossen Seen in einer aggressiven Erosion der Flachwasserzone. Auch die europaweit zu beobachtende Tendenz sinkender Grundwasserspiegel bringt alle Moorsiedlungen in akute Gefahr. Seit 2004 wird daher in sechs Anrainerstaaten der Alpen ein Projekt verfolgt, dessen Ziel die Aufnahme der Pfahlbauten ins UNESCO-Welterbe ist.

 

 

Bild: Archäologischer Dienst des Kantons Bern

 

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